Im Rahmen des Projekts „DHVLab – Digitale Datenanalyse in den Geschichts- und Kunstwissenschaften“ werden Lehrveranstaltungen mit integrierter IT-Grundausbildung an der LMU München durchgeführt. Aus einer im Wintersemester 2016/17 abgehaltenen Lehrveranstaltung erwuchs in Eigenregie durch die Kursleiter und Teilnehmer eine Fortführung des im Kurs begonnenen Datenbankprojekts zu den Grabstätten der Habsburgerdynastie (991-1996).
Die Datengrundlage: Der Weg vom gedruckten Buch zur digitalen Karte
Im Zuge der Arbeiten wurde auf eine reichhaltige, nur im Druck vorliegende Datensammlung zu den Grabstätten der Habsburgerdynastie (Brigitta Lauro, Die Grabstätten der Habsburger. Kunstdenkmäler einer europäischen Dynastie. Wien 2007) zurückgegriffen, die durch die Projektgruppe in strukturierter Form erfasst und um vorhandene Datensammlungen (LMU-Projekt ‚Kaiser und Höfe‘, Gesamtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten) und Normdaten (GND, Wikidata) angereichert wurde. Entstanden ist eine für die epochenübergreifende Beschäftigung mit den Habsburgern einerseits, mit Fragen nach dynastischer Begräbniskultur andererseits wertvolle Datenbank. Sie zeichnet sich durch interdisziplinäre Zugangsoptionen, vorrangig für die Geschichts- und Kunstwissenschaften sowie die Kulturanthropologie aus.
Digitale Karte: Die Begräbniskultur der Habsburger
Durch ihre Georeferenzierbarkeit eignen sich Grabstätten (insbesondere im hier erarbeiteten Kontrast zu Geburts- und Sterbeorten und den voll erfassten Verwandtschaftsverhältnissen der Habsburger) in besonderer Weise für die Darstellung auf einer digitalen Karte. Die Begräbniskultur als zentraler Bereich dynastischer Geschichte wurde bislang im digitalen Medium nicht beleuchtet. Auf Grundlage der Datenbank und ihrer Georeferenzierung können Erkenntnisparadigmen der dynastischen Begräbniskultur einer Überprüfung unterzogen werden, aber auch neue Forschungsfragen erwachsen, beispielsweise in Hinblick auf Gender Studies.
Möglichkeiten und Grenzen georeferenzierter Visualisierungen
Im Rahmen des Projekts sollen auch methodenkritische Aspekte diskutiert werden: Welche Grenzen sind der Erkenntnis durch geographische Visualisierung gesetzt? Welche Problematiken, die durch diese Form der Darstellung erst bewusst werden, konnten bereits oder können in der Fortführung des Projekts (Work in progress) gelöst werden? Sind die Probleme (und ihre Lösungen) als Eingeständnis der Begrenztheit digitaler Methoden zu bewerten oder stellen sie nicht vielmehr Desiderata digitaler historischer Forschung dar, deren Erkennen ohne den Einsatz digitaler Methoden gar nicht erst möglich gewesen wäre? Auch diese Fragen möchte das Projekt reflektieren.